Fahrbericht vom kompakten Multifarmer 34.9 CS mit 136 PS
Wahrenholz, den 15.01.2020
Wie viel Traktor steckt im Multifarmer, dem Teleskoplader mit Heckzapfwelle und Dreipunkt-Aufhängung? Nach rund 1 Mio. Klicks auf Merlos Youtube-Dokus der großen 4-Tonner kommt nun der Check des Neuen mit 3,4 t Hubkraft. 2019 verdoppelten die Kompakt-Modelle die Verkaufszahlen der Merlo Multifarmer-Serie. In der Grasernte zeigt der gefragte Teleskop-Traktor jetzt, wie er sich beim Mähen, Wenden, Schwaden und Ballenpressen schlägt. Für welche Landwirte, Kommunen und Baubetriebe eignet sich der Technologie-Mix?
Der italienische Teleskoplader-Anbieter Merlo S.p.A. produziert exklusiv Multifarmer, die Kombinationen aus Teleskoplader und Traktor. Nach viel beachteten Fahrberichten der 4-Tonnen-Typen nahm sich Merlo Deutschland jetzt den neuen Multifarmer 34.9 CS vor.
Seine Aufgabe im niedersächsischen Wahrenholz (bei Gifhorn) war die Grasernte im 4. Schnitt. Beim Mähen arbeitete er mit einem 3,2 m breiten Scheiben-Mähwerk von Lely. Gezettet wurde mit einem 7 m breiten Wender von Stoll. Am Heck kam ein 7 m breiter Mittelablage-Schwader von Kuhn zum Einsatz. Außerdem presste der Multifarmer Ballen mit einer Welger-Festkammer-Presse (25 Messer, 1,3 m Ballen-Durchmesser).
Die Testmaschine bringt 8.500 kg auf die Waage. Sie hat eine Zugkraft von bis zu 32 t. Der 4-Zylinder-Deutz-Motor (Stufe IV Final) liefert im Multifarmer 34.9 CS 100 kW/136 PS. Er ist diagonal eingebaut, um den mechanischen Antrieb der Zapfwelle von der Kurbelwelle zu ermöglichen. Durch die Position ergibt sich eine leichte Zugänglichkeit für die Wartung.
Das abgeschrägte Heck sorgt für eine gute Sicht nach hinten. Serienmäßig sind Ober- und Unterlenker der Kategorie 2 sowie ein höhenverstellbarer Schlitten. Das Heck ist mit einem Hubzylinder für die Anbaugeräte ausgelegt. Im Test erbrachte die Heckzapfwelle eine Leistung von bis zu 113 PS.
Positiv fiel Thaden im Feldeinsatz die Wendigkeit des Teleskopen durch die Allradlenkung auf. Das Anbauen der Geräte zur Grasernte war nach seiner Auskunft kein Problem. Es wird durch eine elektro-hydraulische Bedienung am Kotflügel vereinfacht.
Thaden weiter: „Bei den Arbeiten insgesamt im Vergleich zum Trecker erlebte ich mit dem Multifarmer keinen Nachteil. Ich habe den Komfort, die Übersicht, die Kraft. Bei der Bedienung – dem Ein- und Ausheben – ist alles bewusst einfach gehalten. Es gibt zwei doppelt-wirkende Steuergeräte. Und das Gleiche gilt auch für die Unterlenker, die direkt doppelt-wirkend mit einer Schwimmstellungsposition arbeiten.“
„Für das, was wir gemacht haben, ist der kleine Multifarmer vollkommen ausreichend. Wir brauchen nur zwei Steuergeräte und eine einfache Bedienung der Unterlenker, um ein Anbaugerät hoch- oder herunterzuheben. Simpel! Kein Schnickschnack. Das ist, was wir mit der Maschine bezwecken wollen.“
Der Multifarmer ist gemäß dem Regional-Vertriebsleiter für die Unternehmen gedacht, die in erster Linie einen Teleskoplader brauchen. Für diejenigen, die zusätzlich einen 120/140-PS-Trecker ersetzen möchten, bietet er sich besonders an. Thaden sieht den Multifarmer beim Misch- bzw. Futterbau-Betrieb.
Viele Teleskoplader-Kunden betreiben im Nebenerwerb Landwirtschaft. Sie können ergänzend zu den Ladearbeiten auch die Heckhydraulik nutzen, um beispielsweise für ihre Tiere das Futter zu bergen.
2001 erhielt Merlo die Agritechnica-Silbermedaille für einen 3-Tonnen-Multifarmer. Zwischenzeitlich entwickelte Merlo die Baureihe bis hinauf in die 4-Tonnen-Klasse. Heute gibt es 8 Modelle. Die 3,4 und 4 t sind in Kombination mit einem 7- oder 9-Meter-Ausleger erhältlich. Dazu die Wahl Kabinenfederung bzw. CVTronic (stufenloses Getriebe).
Thaden: „Im Vergleich zum Frontlader-Trecker liegen wir mit ihm preislich auf einem Niveau. Und dann stelle ich mir als Nutzer die Frage: Mache ich mehr Lader- oder mehr Trecker-Arbeit? Gerade Misch- und Futterbau-Betriebe wissen, dass sie primär Lader-Arbeiten wie Misten, Ballen- und Futterladen haben. Und eben einzelne Heck-Einsätze saisonal im Sommer stattfinden.“
„Manche Kunden fahren mit dem Multifarmer als Zubringer Substrat zum Güllefass aufs Feld, wenn die Trecker knapp sind. Im Baugewerbe nutzen Anwender diese Maschinen mit Druckluft-Bremsanlage, um ihre Tieflader zu ziehen. Kommunen setzen die Geräte für die Grünanlagen-Pflege oder mit Hubarbeitsbühnen für die Wartung der Straßenbeleuchtung ein.“